Nana n'attrape pas la variole - Nana kriegt keine Pocken
Kannst du dich durch den verkauf deines Körpers emanzipieren? Pauline, in The Pretty Things von Virginie Despentes, tritt an die Stelle ihrer verstorbenen Schwester Claudine. Für sie wird Sexualität zu einem Transaktionsmittel und einem Machtproblem. Es fängt Wünsche ein und steigert damit seinen Gewinn, indem es pornografische Ästhetik reproduziert, in der sich die Frau als reines Genussobjekt hingibt. Doch im Gegensatz zu Claudine nimmt Pauline bewusst — und fast spielerisch — den Lebensstil der käuflichen Frau an. Weit davon entfernt, den Charakter von Despentes zu beurteilen, ob gut oder schlecht, zieht das Kollektiv LA FLEUR die Konsequenzen der Anwendung wirtschaftlicher Kategorien auf das Gebschlecht. Ist es ein Grund zur Entfremdung oder ermöglicht es die Einführung einer Form der Freisetzung? Indem die Sexualität ihrem ausschließlich biologischen Zweck entzogen wird, ergeben sich neue Fragen: die Wahl und Verwendung von Vergnügen, aber auch die der sexuellen Freiheit und des Geschlechts als soziales Konstrukt. Ausgehend von ihren Erfahrungen — und ideologischen Positionen — artikulieren Künstler die Gefühle, Zwänge und Prozesse, die ihre Beziehungen und ihr Sexualleben bestimmen. Nana bekämpft Fiktion, Theorie und musikalische Komödie und fängt keine Pocken-Unternehmungen in ein Feld voller Unregelmäßigkeiten und obsessiver Drifts ein, sondern auch mit mehr oder weniger verrückten Gedanken, Leiden und Freude, wo unsere Beziehung zum Verlangen angespannt ist.
Inszenierung: Monika Gintersdorfer Bühnenbild: Chris Mukenge und Lydia Schellhammer Kostüme: Bobwear, Arturo Lugo Musik: Timor Litzenberger, Skelly mit Unterstützung Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des Bundes mit Unterstützung des Goethe-Instituts in Koproduktion mit Theater Bremen, La Commune, MC93, Pumpenhaus Münster